Interessiert die Frage der Arbeitszeit überhaupt noch?
Interessiert die Frage der Arbeitszeit überhaupt noch?
Frau Eder, Personalvorstand von Siemens unter Löscher, soll gesagt haben, dass in 10 Jahren niemand mehr von der Arbeitszeit sprechen werde. Da würde das niemanden mehr interessieren. Das nehme ich als Information darüber, was sich Frau Eder wünscht, weil es sich der Siemens-Konzern wünscht. Eine Weile lang wurde - gerade vom Siemens-Konzern - hartnäckig die Verlängerung der Arbeitszeit gefordert und auch durchgesetzt. Jetzt soll man gar nicht mehr über Arbeitszeit sprechen. Wie kommt das? Früher waren es die Arbeitgeber, die darüber gesprochen haben, wie viel länger wir arbeiten müssen. Jetzt haben die Arbeitgeber offenbar ein Interesse, dass darüber weder gesprochen noch nachgedacht wird, wenn man Frau Eder glauben will.
Dieses Desinteresse an der Diskussion über die Arbeitszeit kommt auch in einem Desinteresse an der Kontrolle der Arbeitszeit zum Ausdruck. Die Vertrauensarbeitszeit oder die Vertrauensgleitzeit sind Formen, in denen der Arbeitgeber erklärt, dass er kein Interesse an der Kontrolle der Arbeitszeit der bei ihm Beschäftigten und deren Erfassung hat. Das Interessante ist nun, dass mit diesem Desinteresse der Arbeitgeber an Kontrolle sich die Arbeitszeit der Beschäftigten verlängert. Wie kommt das?
Früher hatte der Arbeitgeber Interesse an der Diskussion über die Arbeitszeit und deren Verlängerung. Warum hat er es verloren? Wenn wir uns diese Frage beantworten wollen, müssen wir uns fragen: Warum hatte er früher Interesse an der Arbeitszeit und was hat sich so geändert, dass er dieses Interesse verloren hat?
1. Warum hatte der Arbeitgeber früher Interesse an der Arbeitszeit?