2. Zynismus und "Depersonalisierung": Unterschied zwischen den Versionen

Aus meine zeit ist mein leben
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 1: Zeile 1:
 
==2. Zynismus und "Depersonalisierung"==
 
==2. Zynismus und "Depersonalisierung"==
   
Text
 
  +
Eine erste und unbewusste Reaktion auf die eine Dauerhafte Überforderung ist der Rückzug. Es sind die persönlichen Beziehungen zu den Kolleginnen und Kollegen sowie zu den Kunden, die zu belasten scheinen. Daher scheint es möglich, sich durch inneren Rückzug aus dem Kontakt mit anderen Menschen bei der Arbeit zu entlasten.
  +
  +
Diese Reaktion ist nahe liegend. Aber ihr Preis ist hoch. Denn es ist nicht möglich, den persönlichen Rückzug aus dem Kontakt mit anderen Menschen auf einem einzigen Bereich zu beschränken. Der Rückzug breitet sich mehr und mehr aus allen Beziehungen der so reagierenden Menschen aus. Es entsteht eine Unfähigkeit, andere Menschen in ihrer Individualität wahrzunehmen. Diese Unfähigkeit breitet sich mehr und mehr über das ganze Leben aus. Zunächst schützt man sich durch diesen Rückzug, später wird er selbst eine Quelle des Leidens.
  +
  +
Beispiele für ein solches Verhalten sind teilweise die erschreckenden Versuche in sozialen Diensten, sich das Leid und das Elend der Klienten vom Leib zu halten, indem man jedes menschliche Mitgefühl verweigert und Menschen, die der Hilfe offensichtlich bedürfen, sogar noch besonders schroff behandelt. Schon zuvor beginnt man, verächtlich über sie zu denken. Ähnliche Reaktionen zeigen Ärzte und Krankenschwestern, wenn sie über die Menschen als Fälle reden oder Witze während der Operation machen. Das Problem ist nicht, dass diese Menschen sich auf diese Weise schützen, sondern dass sie sich so nicht schützen können. Denn je veränchtlicher sie über ihre Patienten und Klienten denken, desto mehr entwerten sie ihre Arbeit.
  +
  +
Das Ergebnis einer solchen Haltung ist mit einer gewissen inneren Konsequenz ein Zynismus gegenüber denjenigen, mit denen man in der Arbeit in Berührung kommt. Dieser Zynismus liefert jederzeit und in jeder beliebigen Situation "Gründe", warum es richtig ist,. sich zurückzuziehen. Dadurch immunisieren sich die Betroffenen gegen die Einsicht in die Tatsache, dass sie die Menschen in einer Weise behandeln, wie sie selbst nicht behandelt werden wollten. Der Zynismus scheint ihnen in ihrem Rückzug Recht zu geben. Wiederum ist nicht das Problem, dass man sich zurückziehen will. Das ist durchaus zu verstehen. Aber es vergrößert die Gefahr des Burn-out erheblich. Denn mit dem Zynismus ist der Teufelskreis erreicht, aus dem schwer herauszukommen ist. Die Klienten und Kolleginnen und Kollegen erfahren eine überhebliche und herablassende Haltung und reagieren entsperchend. Diese reaktion ist aber dann der Grund, warum angeblich "diese Menschen" so zu behandeln sind. Zyniker - gerade die die sich in einem solchen Kreislauf bewegen - sehen in ihrer Arbeit keinen Sinn und ziehen "deshalb" sich noch weiter zurück. Sie vergrößern die Gefahr, in der sie schweben.
   
   

Version vom 11. Juli 2008, 13:10 Uhr

2. Zynismus und "Depersonalisierung"

Eine erste und unbewusste Reaktion auf die eine Dauerhafte Überforderung ist der Rückzug. Es sind die persönlichen Beziehungen zu den Kolleginnen und Kollegen sowie zu den Kunden, die zu belasten scheinen. Daher scheint es möglich, sich durch inneren Rückzug aus dem Kontakt mit anderen Menschen bei der Arbeit zu entlasten.

Diese Reaktion ist nahe liegend. Aber ihr Preis ist hoch. Denn es ist nicht möglich, den persönlichen Rückzug aus dem Kontakt mit anderen Menschen auf einem einzigen Bereich zu beschränken. Der Rückzug breitet sich mehr und mehr aus allen Beziehungen der so reagierenden Menschen aus. Es entsteht eine Unfähigkeit, andere Menschen in ihrer Individualität wahrzunehmen. Diese Unfähigkeit breitet sich mehr und mehr über das ganze Leben aus. Zunächst schützt man sich durch diesen Rückzug, später wird er selbst eine Quelle des Leidens.

Beispiele für ein solches Verhalten sind teilweise die erschreckenden Versuche in sozialen Diensten, sich das Leid und das Elend der Klienten vom Leib zu halten, indem man jedes menschliche Mitgefühl verweigert und Menschen, die der Hilfe offensichtlich bedürfen, sogar noch besonders schroff behandelt. Schon zuvor beginnt man, verächtlich über sie zu denken. Ähnliche Reaktionen zeigen Ärzte und Krankenschwestern, wenn sie über die Menschen als Fälle reden oder Witze während der Operation machen. Das Problem ist nicht, dass diese Menschen sich auf diese Weise schützen, sondern dass sie sich so nicht schützen können. Denn je veränchtlicher sie über ihre Patienten und Klienten denken, desto mehr entwerten sie ihre Arbeit.

Das Ergebnis einer solchen Haltung ist mit einer gewissen inneren Konsequenz ein Zynismus gegenüber denjenigen, mit denen man in der Arbeit in Berührung kommt. Dieser Zynismus liefert jederzeit und in jeder beliebigen Situation "Gründe", warum es richtig ist,. sich zurückzuziehen. Dadurch immunisieren sich die Betroffenen gegen die Einsicht in die Tatsache, dass sie die Menschen in einer Weise behandeln, wie sie selbst nicht behandelt werden wollten. Der Zynismus scheint ihnen in ihrem Rückzug Recht zu geben. Wiederum ist nicht das Problem, dass man sich zurückziehen will. Das ist durchaus zu verstehen. Aber es vergrößert die Gefahr des Burn-out erheblich. Denn mit dem Zynismus ist der Teufelskreis erreicht, aus dem schwer herauszukommen ist. Die Klienten und Kolleginnen und Kollegen erfahren eine überhebliche und herablassende Haltung und reagieren entsperchend. Diese reaktion ist aber dann der Grund, warum angeblich "diese Menschen" so zu behandeln sind. Zyniker - gerade die die sich in einem solchen Kreislauf bewegen - sehen in ihrer Arbeit keinen Sinn und ziehen "deshalb" sich noch weiter zurück. Sie vergrößern die Gefahr, in der sie schweben.


1. Die emotionale Erschöpfung

3. Das Gefühl nachlassender Leistungsfähigkeit